“Mama, haben wir noch Salatkrönung?” …

Die … tönte es im Supermarkt lauthals aus dem Mund eines ca. 17 Jahre alten weiblichen Teenagers über zwei große Kühltruhen hinweg. Mama, etwa Ende 40, in Jeans und T-Shirt, auf welchem verwaschen zu lesen stand “Mein Bauch gehört mir!” (“… also kann ich da auch alles reinschütten.“ Kommentar in Klammern natürlich von mir.), schüttelte heftig den Kopf und machte sich, wohl wissend, dass jetzt alle anwesenden Supermarktkunden über die Ernährungsgewohnheiten ihrer Familie Bescheid wüssten, schnurstracks auf den Weg zu dem Regal mit den Fertiggerichten und der phongewaltig gewünschten “Krönung” für den Salat.

Sie, ja SIE, geben Sie es zu, Sie haben sie auch im Schrank, oder? Ist ja auch so einfach einen “schmackhaften” Salat zu machen. Ein Päckchen Salatkrönung, ein Esslöffel Wasser, drei Esslöffel Öl (welches ist ja egal) und fertig ist die Würzpampe für den edlen Lollo Rosso mit frischer Rauke und Friseé. Einfach “kultig”, auch die Webseite der Firma Knorr, www.salatkroenung.de, mit vielen Rezepten und Erklärungen zu den verschiedensten Salatsorten, nur schade, dass man sich dort nicht über die Inhaltsstoffe der “Salatveredelungstüten” informieren kann. Nur zu Ihrer Information: Ich habe mir nach diesem Intermezzo einmal die Inhaltsstoffe dieses Produktes (Gartenkräuter) angeschaut (das war allerdings schon im Jahr 2002, wenn sich etwas geändert haben sollte, dann werde ich das nachreichen. Lobenswert ist die sogenannte „Knorr Initiative“, bei der 2007 Produkte ohne Geschmacksverstärker auf den Markt kommen sollen. Die Salatkrönung ist noch nicht dabei), denn auf den Tüten müssen sie draufstehen, das sagt der Gesetzgeber. Übrigens, die Inhaltsstoffe werden nach ihrer verwendeten Menge in absteigender Form aufgelistet. Als erstes ist da zu lesen: Milchzucker. Milchzucker wird durch das Eindampfen und Kristallisieren von Molke gewonnen, die bei der Käseherstellung anfällt. Milchzucker dient in der Regel als Trägerstoff für Gewürze. Etwa zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland können Lactose aufgrund eines Enzymmangels nicht abbauen. Sie reagieren mit Blähungen, Völlegefühl und Durchfall, wenn sie zu viel Lactose zu sich nehmen. Davon abgesehen, würden Sie sich Milchzucker über den Salat streuen? Als nächstes kommt dann Speisesalz und Zucker, also die mengenmäßig nach dem Milchzucker am meisten vorkommenden Ingredienzien in der dezibelgewaltig verlangten Würz-Zutat.

Danach lese ich dann, nein, immer noch keine Kräuter, die so ziemlich schlimmste Zutat von allen: Geschmacksverstärker Natriumglutamat. Zu diesem Zeug gibt es ziemlich viel zu berichten; und nur Schlechtes. Natriumglutamat (Abkürzung: Glutamat) ist das Salz der Glutaminsäure, ein Eiweißbestandteil, der etwa aus Algen oder aus Rückständen von Zuckerrüben gewonnen und zunehmend gentechnisch hergestellt wird. “Geschmacksverstärker” zählen nicht zu den Gewürzen, sie schmecken selbst neutral, sind aber Substanzen, die unabhängig vom Aroma eines beliebigen Nahrungsmittels ein künstliches Hungergefühl im Hirn simulieren (und das Geschmackserlebnis namens „Umami“, siehe auch diesen Blogeintrag), um den Absatz “theoretisch” ungenießbarer Produkte erst möglich zu machen.
Bei Allergikern kann Glutamat epileptische Anfälle bewirken oder sogar zum Soforttod durch Atemlähmung führen.
In Tierversuchen führte Glutamat zu schweren Gehirnschäden; wurde es schwangeren Ratten über die Nahrung in Dosierungen verabreicht, wie sie z.B. in Kartoffelchips oder Fertigsuppen durchaus üblich sind, so konnte sich beim Embryo im Mutterleib kein voll funktionsfähiges Nervensystem mehr entwickeln. Die Neugeborenen wären wahrscheinlich in der Natur nicht überlebensfähig gewesen.

Doch nun zu der guten Nachricht: Nach dem Glutamat folgt nun doch schon in der Zutatenliste Petersilie und Schnittlauch. Ich nehme mal an, aus biologischem Anbau (sollte ein Witz sein). Dann kommen Gewürze wie Senfsaat, Zwiebeln, Pfeffer, Knoblauch, Curcuma. Ist doch toll, oder? Doch nun mal gut mit den guten Nachrichten, denn danach gibt es wieder Chemie. Da werden in tausenden von Familien und bei Herstellern von edelsten Essigsorten Rezepte gehütet, um den feinsten aller Essige zu produzieren — die bei Knorr allerdings keine Verwendung finden. Hier gibt es den so genannten Säureregulatur Natriumdiacetat. Natriumdiacetat ist Essigsäure (E 260) mit ihren Salzen (Acetate) und wird heute synthetisch erzeugt, zum Beispiel durch Oxidation von Leichtbenzin.
Mhmmm, lecker, Benzin im Salat, gourmetverdächtig.
Dann ist da noch die allseits beliebte Zitronensäure zu erwähnen, gesundheitlich bedenkenlos, und so genannte “modifizierte Stärke”: Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Quell- ,Hitze- und Kälteeigenschaften ist die Modifizierung der Stärke. Dabei wird die Stärke einer Säure-, Alkali- oder enzymatischen Behandlung unterzogen, um die Wasseranlagerung an die Stärkemoleküle zu erhöhen.
Im Gegensatz zu herkömmlicher Stärke haben modifizierte Stärken andere Eigenschaften, sie können auch kalt angerührt werden und sie sind gegenüber Hitze und pH-Schwankungen stabiler. Einige von Ihnen lassen sich gut einfrieren und auftauen, was normalerweise bei Speisen, die mit Stärke gebunden sind, nicht möglich ist.
Genauso wie herkömmliche Stärken werden sie in Lebensmitteln als Verdickungsmittel eingesetzt, u. a. in Mayonnaise und Salatsoßen, Soßen, Fertiggerichten, Tiefkühllebensmitteln, Puddings und Desserts.
Eine gesundheitliche Gefährdung ist nicht nachgewiesen, allerdings besteht das Gebot, dass diese Stoffe nur “quantum satis” eingesetzt werden dürfen (laut §7 der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung). Quantum satis bedeutet, dass die Menge eingesetzt werden darf, die gerade technologisch erforderlich ist, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Und was wäre eine Salatsoße ohne Öl? Ist natürlich auch drin und nennt sich: pflanzliche Öle gehärtet (Stand 2002). Das Härten erhöht den Schmelzpunkt, so dass die Öle in der “Salatdröhnung” in fester Form vorliegen. Das Problem: Ungesättigte Fettsäuren werden dabei zu gesättigten. Ungesättigte Fettsäuren sind für den Körper aber wertvoller, weil er viele von ihnen nicht selbst bilden kann – im Gegensatz zu den gesättigten.
Zum Schluss kommt dann noch normale Stärke. Sie wird hauptsächlich aus Getreide oder Kartoffeln gewonnen und soll – wie auch die modifizierte Stärke – die Soße binden. Sie kann physikalisch oder enzymatisch verändert sein, ohne dass diese Veränderung kenntlich gemacht werden muss (keine Unterstellung).
Nachdem Lesen dieses Eintrags bekommt man doch richtig Appetit auf einen frischen Salat. Oder?
Naja, ich sollte doch zumindest eine Alternative anbieten. Hier mein persönliches Lieblingsdressing für die meisten meiner Salate:
1 Teil italienischer Weißwein– oder Rotweinessig (nach Geschmack)
3 Teile Natives Olivenöl extra (z. B. Malva)
Salz (weder jodiert, noch mit Flourid angereichert!), schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 gepresste Knoblauchzehe (können auch mehr sein)
und wenn Sie möchten, dann viele fein gehackte frische Kräuter aus dem Garten. Alles mit einem Schneebesen gut verrühren, über den Salat geben und diesen vorsichtig mischen. Da kann keine Salatkrönung mithalten, versprochen. Außerdem nehmen Sie Gesundheit pur zu sich.