Ab und an werde ich nach einem „geschmacksneutralen“ Olivenöl gefragt. Meine Standardantwort: Am mildesten sind die Öle aus Ligurien. Warum sind die Öle so mild? Die Antwort kann nicht gefallen, denn es liegt in der Regel daran, dass zu reif geerntet wurde. Reife Oliven ergeben ein milderes Öl. Ligurien ist landschaftlich wunderschön, die Olivenhaine befinden sich aber zum großen Teil in unwegsamem Gelände. So dauert die Ernte auch wesentlich länger (bis in den Januar hinein) als zum Beispiel auf Sizilien, wo sogar teilweise maschinell geerntet werden kann. Was ich damit eigentlich sagen möchte: Gutes Olivenöl schmeckt immer nach Früchten, Gemüsen oder grasig, ist immer ein wenig bitter im Abgang, und hat vor allem eine gesunde Schärfe. Dass das für den Nordeuropäer, der mit Livio und ähnlich „raffiniertem“ Zeug groß geworden ist, gewöhnungsbedürftig ist, steht außer Frage. Im „Wellness-Zeitalter“ möchte man natürlich trotzdem Olivenöl verzehren – wegen der guten Inhaltsstoffe. Tja, man kann halt nicht alles haben! Oder doch? Wer den Geschmack des Olivenöl partout nicht verknusen kann, der kann sich sein eigenes Öl zusammenstellen, welches seinen geschmacklichen Anforderungen gerecht wird. Er kann zum Beispiel ein hochwertiges, polyphenolreiches Olivenöl mit einem ebenfalls hochwertigen Rapsöl mischen (für mich: igitt). Bei einem Mischungsverhältnis von eins zu eins wären immer noch genug gesunde Inhatsstoffe wie Vitamin E, Polyphenole etc. enthalten; dazu kämen dann noch die viel gepriesenen Omega-3-Fettsäuren des Rapsöls. Das Ganze funktioniert natürlich nur mit hochwertigen Ölen. Mit Discounterolivenölen, deren Polyphenolgehalt sich gerade mal im zweistelligen Bereich bewegt, gingen die gesundheitlichen Vorteile gegen Null.
Mich wundert, dass die Ölindustrie noch nicht auf den Trichter gekommen ist. Ich melde dann schon einmal vorsorglich Copyright an.