Sauer macht lustig!

Erst recht, wenn das saure Produkt selbst gemacht und von außerordentlicher Qualität ist. Klaus-Peter Baumgardt vom Fressnet-Blog hat mir heute eine Probe seines selbst gemachten Essigs zur Verkostung geschickt.
Bevor ich meine Verkostungsnotizen hier in Form bringe, etwas über die Philosophie des Selbstmachens. Der Einfachheit halber schreibe ich einfach von der Flasche ab:

Woher kommen die „sebstgemacht“en Produkte?
Vor vielen Jahren war es noch üblich, die im Haushalt benötigten Konserven selbst herzustellen. Natürlich wurden viele Zutaten gekauft, aber was man selbst machen konnte, hat man selbst gemacht. Davon zeugen auf den Dörfern heute die Backhäuschen, in denen Brot und Kuchen gebacken wurde.
Heute geht der Trend weg von industrieller Nahrung, der Genuss am individuellen Geschmack wird immer wichtiger. Produkte, die es nicht im Supermarkt gibt, machen mehr Spaß als Massenware. Das Wissen um die Herstellung von Lebensmitteln können wir nur praktisch erhalten. Mit dem Kauf oder Tausch von selbstgemachten Produkten hilfst Du, das Wissen um die Herstellung von Lebensmitteln zu erhalten.

Das kann ich nur unterschreiben, insbesondere der Satz trifft den Nagel auf den Kopf: „Produkte, die es nicht im Supermarkt gibt, machen mehr Spaß als Massenware.“
Und Spaß machte die Verkostung des Essigs allemal. In einer 250 ml-Flasche, in der sich vormals Wein befunden hat, dessen Etikett mit dem eigenen, mittels Schere ausgeschnittenen und darüber geklebten Etikett versehen wurde, kam die Probe an. Auf der Vorderseite stand zu lesen (Rückseite, siehe oben): Selbstgemacht
Delikatess-Rotweinessig
Naturbelassen, nicht steril
Zutaten: Rotweinessig, Petersilie, Minze, Pfefferminze, Liebstöckel
2008
Nun habe ich den Essig probiert, wie ich auch Olivenöl probiere, nämlich in einem Cognacschwenker.

Essigverkostung

Ich hätte den Essig besser nicht mit meiner Hand anwärmen sollen, schon gar nicht mit der anderen Hand den Schwenker abdecken: Erster Sog durch die Nase – boah. Okay, Nasenschleimhäute sind noch da. Die volle Wucht der Essigsäure hatte zugeschlagen. Erst beim zweiten, vorsichtigeren Schnuppern am Glas wurden die Aromen offenbar. Der erste Eindruck: Minze (der wahrscheinlich täuschte, denn später habe ich den Geruch nicht mehr wahrgenommen). Dann Frucht wie Cassis, Kirsche und ganz viel Hagebutte und ganz hinten, nein, noch weiter hinten eine leichte Dillnote. Das Schöne: genau so wie er riecht, schmeckt er auch. Im Mund bleibt nach dem Verkosten ein angenehmes frisches Gefühl.
Nun steht keine Angabe über den Säuregehalt auf der Flasche, doch ich vermute, dass 6% eher vorsichtig geschätzt sind. Für eine Vinaigrette nähme ich dann doch eher ein Teil Essig und vier Teile Olivenöl, oder ich verdünnte den Essig mit Kalbs-, Gemüse-, oder Hühnerfond (Rezept folgt …). Ansonsten eignet sich der Essig sicher sehr gut zum Einlegen von z. B. Sauerbraten.
Mein Fazit zu dem Essig: Ein charaktervolles Produkt mit ganz eigenen Aromen, das aus der Massenware Essig positiv heraussticht (besonders in der Nase ;-).
Ich möchte auf jeden Fall mehr davon und überlege mal, was ich zum Tausch Selbstgemachtes anbieten kann …
Ich bin übrigens nicht der Einzige, der testen durfte – aber der Schnellste. Mehr zum Essig gibt es hier.