Sie haben zu viel Zeit? Sie haben eine Digitalkamera? Sie sind Endverbraucher? Dann werden Sie doch Produkttester! Einfacher können Sie kaum Ihre Vorräte an Nützlichem und Unnützem füllen. Einfach eine Mail an diverse Firmen schicken, darin um Produkte für einen Test bitten und abwarten, was der Postbote so ins Haus schickt. Völlig kostenlos – und völlig umsonst; das wissen aber die meisten Firmen noch nicht, die sich blauäugig von angeblichen Blogstatistiken blenden lassen.
Wie funktioniert’s?
Ganz einfach: Sie besorgen sich einen kostenlosen (Sie wollen ja keine Kosten produzieren, sondern Produkte abgreifen) Blogaccount, z. B. bei Blogspot oder WordPress, den Sie anschließend mit hübschem oder weniger hübschem Bildhintergrund personalisieren, einen witzigen oder einfach nur süßen Blognamen (shoppingprincess, sternchentest o. ä. Bescheuertes) wählen, stellen sich dort als (wichtig!!!) kompetenten Produkttester vor, und „testen“ erst mal ein Produkt aus eigenem Bestand für den Anfang. Beispielsweise eine Packung Kekse, ein Handy, einen Korkenzieher oder die neueste Slipeinlage. Egal was, Hauptsache kompetent darüber ein paar Zeilen in den Blog seiern, Foto(s) dazu, immer positives Fazit ziehen, fertig! Dann ganz viele Firmen über das Web suchen, anschreiben, sich dort als Produkttester allererster Güte vorstellen und um Produkte zum Testen bitten. Zum Beispiel so: „Wir würden uns über eine Zusage sehr freuen und wenn wir Sie überzeugt haben sollten (mit was denn bitte???), dann senden Sie doch einfach ein paar Testpakete (nur eines wäre ja langweilig) an: Adresse.“ (Hier testet gleich die ganze Familie seit Juli 2011, mit Google PageRank von 0 und dem immer beliebter werdenden Apostroph bei der Bildung des Plurals, liest sich dann „Produkttest’s“) Oder so: „Mit vielen Unternehmen und Produkttester-Seiten durfte ich schon erfolgreich zusammen arbeiten, wie Sie auch dem Archiv auf meinem Blog entnehmen können und habe mich somit schon im Internet als erfahrener Produkttester etabliert.“ (online seit Mai 2011, PageRank 1, 21 Jahre alt; ach ja, ehe ich es vergesse: kompetent!)
Werben Sie dann mit monatlich mindestens 6.500 Besuchern, allerdings sollten Sie das keinesfalls mit – zum Beispiel Google Analytics – belegen, denn das geht ganz schnell nach hinten los, wenn sich heraus stellt, dass die meisten Besucher Webbots und Suchmaschinen sind und die Verweildauer der „Besucher“ im Schnitt nur ein paar Sekunden währt.
Ich hoffe, Sie konnten mit dieser Kurzanleitung etwas anfangen. Aber bevor Sie mich jetzt mit „Produkttestanforderungsmails“ überschwemmen (mir reicht es auch so schon), möchte ich Ihnen meine Standardantwort darauf (man ist ja ein höflicher Mensch) gleich hier geben:
Sehr geehrte Frau/Familie Produkttester/in!
Solche Art Produkttests bringen uns leider wenig bis gar nichts. Um Olivenöl zu testen, bedarf es einer langwierigen und teuren Ausbildung oder zumindest einer langjährigen Erfahrung im Probieren von hochwertigem Olivenöl. Um also ein Olivenöl beurteilen zu können, sollte man fachlich dazu in der Lage sein. Olivenöl ist schließlich kein Gesichtspeeling (obwohl man eines daraus machen könnte), bei dem auch der Laie Wirkung und Erfolg nach der Anwendung beurteilen kann. Und ein einfaches „Schmeckt lecker!“ reicht mir da nicht, ist auch für die Leser wenig hilfreich, da die Geschmäcker nun mal verschieden sind.
Sie betreiben Ihre Seite bei Blogspot (o.ä.), sind also nicht bereit, in eine eigene Seite zu investieren, was – meiner Meinung nach – für so ein Projekt nötig wäre. Ihr PageRank bei Google ist null, Ihr Alexa-Ranking liegt bei 5.607.433 (Stand von heute). Das bedeutet, dass Sie wenig bis keine Besucher auf Ihrer Seite haben. Zudem ist Ihre Seite nicht von anderen verlinkt. Also machte es für mich auch keinerlei Sinn, wenn Sie meine Seite verlinkten oder erwähnten.
Trotzdem habe ich solch einen Test schon einmal machen lassen. Man probiert ja schon mal was aus. Auf Grund dieses Tests hatte ich bis eine Woche nach Erscheinen nicht einen einzigen Besucher von der Testseite auf meiner Seite (Ich führe umfangreiche Analysen durch, habe aussagekräftige Statistiken und bin Nutzer von Google-Analytics).
Ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht, aber: Das ist nichts für mich.
Mit freundlichen Grüßen
Mike Seeger
Ich wünsche allen Lesern einen guten Rutsch und nur das Allerbeste für das Jahr 2012. Im Januar gibt es wieder Lesefutter rund um das tollste Lebensmittel der Welt: Olivenöl. Mit mehr Rezepten (mein Vorsatz für das nächste Jahr) und Geschichten rund um das „grüne Gold“.
Bis dahin,
Ihr/Euer Mike Seeger