Das Institut für interkulturelle Kommunikation (IIK) hat Geburtstag. Nun bekommt man ja eigentlich etwas, wenn man Geburtstag hat. Das IIK macht das anders. Es schenkt uns etwas: Märchen aus Europa und der Welt. Ein schönes Märchen – zuerst gefunden in einem Blog – möchte ich Ihnen hier erzählen. Es ist ein italienisches von Gianni Rodari. Es enthüllt auch ein wenig die Einstellung der Italiener zur Obrigkeit und den (großen) Olivenölproduzenten. Einmal das Original, danach die Übersetzung:
IL SEMAFORO BLU
Una volta il semaforo che sta a Milano in piazza del Duomo fece una
stranezza. Tutte le sue luci, ad un tratto, si tinsero di blu, e la gente non
sapeva più come regolarsi.
– Attraversiamo o non attraversiamo? Stiamo o non stiamo? Da tutti i suoi
occhi, in tutte le direzioni, il semaforo diffondeva l’insolito segnale blu, di un
blu che così blu il cielo di Milano non era stato mai.
In attesa di capirci qualcosa gli automobilisti strepitavano e strombettavano, i
motociclisti facevano ruggire lo scappamento e i pedoni più grassi
gridavano: – Lei non sa chi sono io!
Gli spiritosi lanciavano frizzi: – Il verde se lo sarà mangiato il commendatore,
per farci una villetta in campagna.
– Il rosso lo hanno adoperato per tingere i pesci ai Giardini. – Col giallo
sapete che ci fanno? Allungano l’olio d’oliva. Finalmente arrivò un vigile e
si mise lui in mezzo all’incrocio a districare il traffico. Un altro vigile cercò la
cassetta dei comandi per riparare il guasto, e tolse la corrente.
Prima di spegnersi il semaforo blu fece in tempo a pensare: «Poveretti! Io
avevo dato il segnale di «via libera» per il cielo. Se mi avessero capito, ora
tutti saprebbero volare. Ma forse gli è mancato il coraggio».
Gianni Rodari
Und auf Deutsch:
DIE BLAUE VERKEHRSAMPEL
Die Verkehrsampel, die am Domplatz in Mailand steht, leistete sich einmal
einen Streich.
Alle ihre Lichter färbten sich plötzlich blau, und die Leute wussten nicht
mehr, was sie tun sollten.
„Sollen wir über die Straße gehen, oder sollen wir nicht über die Straße
gehen?“
„Bleiben wir stehen, oder bleiben wir nicht stehen?“
Und aus den Augen der Ampel strahlte ein ungewöhnliches Blau nach allen
Richtungen. Ein Blau, so blau, wie es der Mailänder Himmel gar nie ist.
Die Leute in ihren Autos drückten auf die Hupen und machten einen
fürchterlichen Lärm. Sie konnten nicht begreifen, was vor sich ging. Die
Motorradfahrer ließen ihre Motoren aufheulen, und die dicksten Fußgänger
brüllten: „Sie!! Wissen Sie, wer ich bin!“
Die Witzbolde spotteten: „Das grüne Licht hat der Landwirtschaftsminister
gestohlen, damit baut er sich jetzt ein Haus auf dem Land.“
„Das rote Licht haben sie benützt, um die Fische im Parkteich zu färben.“
„Und mit dem Gelb? Wisst ihr, was sie damit machen? Damit strecken sie
das Olivenöl.“
Endlich kam ein Polizist: Er stellte sich mitten auf die Straßenkreuzung und
regelte den Verkehr. Ein Mann suchte die Schalttafel der Ampel, um den
Schaden zu reparieren, und stellte den Strom ab.
Aber bevor sie erlosch, hatte die blaue Ampel gerade noch Zeit zu denken:
„Die Armen! Ich habe doch freie Fahrt zum Himmel gezeigt. Wenn sie mich
verstanden hätten, könnten jetzt alle fliegen. Ob ihnen einfach der Mut dazu
gefehlt hat?“
Gianni Rodari
Noch viel mehr Märchen finden Sie auf der Webseite des IIK. Dies war allerdings das einzige, in dem Olivenöl vorkommt. Somit gehört es hierher.