“Cucina omalinga” (oder so): Kartoffelplinsen mit Mettsoße

Manchmal holen sie einen ein, die Erinnerungen an die Kindheit. In diesem Fall die Erinnerung an die Samstagmittage, die mein Vater, Schwester, Onkel, Tante und meinereiner bei meiner Großmutter zum Essen eingeladen waren. Es gab eigentlich nie etwas wirklich Besonderes, doch bleibt der Geschmack der „Omakost“ doch irgendwo in den Synapsen erhalten, und kann bei Gelegenheit abgerufen werden.

Manchmal gab es einen Braten, meist Schwein oder auch mal Rind, doch oft gab es einfache und preiswerte Gerichte. Immer gegenwärtig war die Kartoffel. Kaum ein Hauptgang kam ohne aus. Weil beim Fressnet-Portal von Klaus-Peter Baumgardt die größte Kartoffelrezeptsammlung entstehen soll, werde ich mit diesem Gericht gerne meinen zweiten Beitrag dazu leisten.
Das, was da bei meiner Oma auf dem Teller landete, schmeckte zwar ganz passabel, war optisch aber im Bereich „Moppelkotze“ angesiedelt. Ich hoffe, ich habe das etwas besser gelöst, denn letztlich habe ich das Rezept auch etwas „gepimpt“. Schließlich musste ja auch das Olivenöl irgendwie „verbraten“ werden. Ist hier ja ein Olivenöl-Blog.
Für das Gericht benötigt man für vier Personen ca. 1,2 kg mehlig kochende, oder vorwiegend festkochende Kartoffeln, zwei Eier, Meersalz, Muskatnuss, frisch gerieben Muskat, etwas Mehl und glatte Petersilie gehackt, ca. drei Esslöfffel voll. Für die Soße 800 g gewürztes Schweinemett, in unserer Gegend Thüringer Mett genannt, in Berlin Hackepeter, 400 ml Rinderbrühe, -fond oder am Besten: Demi Glace, drei getrocknete Tomaten, einen Teelöffel Tomatenmark und eine mittelgroße Zwiebel, in feine Würfel geschnitten. Evtl. noch etwas Speisestärke zum Binden. Zudem noch 100 ml Olivenöl zum Ausbacken der Plinsen und zum Anbraten des Metts.

Thüringer Mett

Thüringer Mett ist rohes, gewürztes, durch den Fleischwolf gelassenes Schweinefleisch mit einem kleinen Fettanteil. Die Gewürzmischung ist das Geheimnis der jeweiligen Schlachterei, obwohl es auch Standard-Gewürzmischungen für den Fleischereinkauf gibt.

Wer des Kochens mächtig ist, benötigt kaum eine genaue Anleitung, weil es ja fast selbsterklärend ist; aber ich will mal nicht so sein: Die Kartoffeln schälen und in Salzwasser gar kochen, abgießen und etwas abdämpfen, anschließend durch die Kartoffelpresse in eine Schüssel pressen und etwas abkühlen lassen (Wie? Keine Kartoffelpresse? Dann wird’s aber Zeit! Und lassen Sie bloß die Finger von diesen Plastikdingern, die taugen nicht für fünf Pfennig (Cent) ). Ist die Masse handwarm, geben Sie die rohen Eier hinein, würzen mit Meersalz und Muskat, und geben einen Esslöffel von der gehackten Petersilie dazu. Das jetzt zu einer Masse verkneten. Sollte die Masse zu feucht sein, etwas Mehl hinzu geben. Man könnte auch noch eine Zwiebel fein reiben und unter die Masse kneten, das wäre mir allerdings zu „kartoffelpufferig“. Ich hebe mir die Zwiebel für die Soße auf: Das Mett, welches Sie beim Schlachter Ihres Vertrauens kauften (die erste Version: „welches vom Schlachter Ihres Vertrauens stammt“ hätte für Irritationen sorgen können), wird in einem breiten Topf in etwas Olivenöl angebraten. Wichtig dabei ist, dass es möglichst keine Klößchen bildet, sondern ganz fein bleibt. So erhöht sich die Oberfläche, es können sich mehr Röststoffe bilden (und somit mehr Geschmack), und die Konsistenz soll ja soßenähnlich sein, da würden Mettklumpen nur stören. Ist das Mett angemessen gebräunt (farblich so ungefähr wie der Hintern von Halle Berry*; nicht, dass ich den je „nackich“ gesehen hätte; lassen Sie die Phantasie spielen), kommt die gewürfelte Zwiebel dazu, die darf ebenfalls etwas Farbe nehmen. Danach das Tomatenmark kurz mit anrösten, das Ganze mit Brühe, Fond oder Demi Glace ablöschen, die in feine Streifen geschnittenen getrockneten Tomaten dazu geben und eine halbe Stunde abgedeckt vor sich hin köcheln lassen.
Derweil aus der Kartoffelmasse vier große Plinsen (von der Form ähnlich, wie Frikadellen) formen, in Mehl wenden, abklopfen und langsam in Olivenöl ausbacken. Die Plinsen sollen gut gebräunt sein, ähnlich wie Bratkartoffeln.
Die Soße mit Salz und Pfeffer abschmecken, gegebenenfalls (ich wollte mal gegebenenfalls schreiben) etwas mit Speisestärke binden.
Die Plinsen auf Tellern anrichten, mit der Soße übergießen und der restlichen Petersilie bestreuen. Mein Favorit dazu ist Gurkensalat.
Wie bei Oma schmeckt das zugegebenermaßen nicht. Zumindest nicht die Soße. Die war damals eher ein hellgräuliches Etwas mit Mettgeschmack. Aber wie das mit den Erinnerungen so ist: Früher war alles besser. Das Rezept ist so wandelbar wie die Meinungen unserer Politiker. Wer anderes probieren möchte, benötigt dafür kein Parteiprogramm. Wäre aber schön, wenn ich davon erführe. Guten Appetit!

Kartoffelplinsen mit Mettsoße

So sah das dann aus. Und es hat sogar geschmeckt. Für Frau und Kinder wart es das erste Mal, dass sie in den Genuss von Großmutters Plinsen kamen. Sie würden es wieder essen. Na denn …

*Für die Damen: Wäre es der Hintern von Denzel Washington gewesen, wäre es zu dunkel!