Während unseres viel zu kurzen Aufenthalts in der Schweiz, besuchten wir auch die Stadt St. Gallen. Zum einen wollten wir dem Weltkulturerbe einen Anstandsbesuch abstatten, zum anderen hatte meine Frau „Einkaufen“ im Kopf. Nun will ich über die endlosen Wartereien, des „Beine in den Bauch stehens“ während des „nur mal Guckens“ und der widerwillig durchgeführten „Einkaufsberatung“ meinerseits („Toll, Schatz!“) gnädig den Mantel des Schweigens betten. Interessanter wird der Besuch, konzentriert man sich auf Kulturelles und die schöne Innenstadt.
Natürlich hat mein Besuch auch noch ein anderes Interesse: In so einer Metropole (knapp 70.000 Einwohner) muss es doch vernünftiges Olivenöl geben! Und da dies ja ein Olivenölblog ist, werde ich das Thema auch zuerst abarbeiten. Fündig wurde ich ziemlich schnell vor einem Schaufenster des Nobel-Kaufhauses „Globus“.
Eine Flasche Trüffelöl von weißen Trüffeln zu nur 12,90 Franken. Ein Schnäppchen? Ich kann es nicht sagen, den Hersteller kenne ich nicht. Die Neugier war geweckt, deshalb erst einmal ab in den Globus.
Am Eingang zur Küchenabteilung, in welcher man nicht nur Feinkost, sondern auch Geschirr, Küchenwerkzeuge und andere Utensilien für die Ausstattung seiner Küche findet, erwarteten uns gleich ein Balsamico Traditionale und ein toskanisches Olivenöl zum Probieren. Leider nicht sehr individuell, denn jeder der reinkommt, kann was auch immer in das Öl und den Essig tunken. Wohl auch mehrmals. Eine moderierte Verkostung wäre mir doch lieber gewesen.
Eine Entdeckung will ich den Lesern auch nicht vorenthalten: Das Olivenölsortiment (ca. 15 verschiedene Öle) enthielt auch zwei Öle aus dem Olivenölkontor-Sortiment. Eines aus Sizilien, das „Ravidá“, welches mit 19,90 Franken für den halben Liter eher günstig ist, und das „Carte Noire“, ein Tropföl aus Liguriern von der Ölmühle Roi, welches dort für 44,- Franken gehandelt wird, was ca. 33,90 € entspricht. Da ist das bei mir ja ein richtiges Schnäppchen!
Es gab dort im Globus auch so Dinge, die die Welt nicht braucht, aber die Herzen der Damen höher schlagen lassen. Ich will sie mal „Killefit“ nennen, nicht die Damen, die Dinge.
Aber auch eine ganz ordentliche Wein- und Spirituosenabteilung gab es dort. Obiges Whisk(e)y-Regal habe ich zur Erbauung meines whiskey-affinen Sohnes Lorenz fotografiert. Das Grappasortiment ist ebenfalls erwähnenswert, man darf einige Sorten sogar probieren, was ich schweren Herzens nicht getan habe, da das Auto ja nicht alleine fährt, sondern möglichst nüchtern chauffiert werden möchte. Das Weinsortiment reicht einmal um die ganze Welt. Einige gute Tropfen waren darunter, aber auch viel Mittelmaß. Die Preise fangen bei günstigen 6 Franken an (eine Sorte!), nach oben war bei ca. 200,- Franken Schluss.
Nun aber zu St. Gallen selbst. Das Städchen ist durchaus sehenswert, und in der Innenstadt hat es etwas Gemütliches. Wir haben unser Vehikel im Parkhaus am Bahnhof abgestellt, und die Innenstadt zu Fuß erkundet. Ein in der Touristik-Information kostenlos zu bekommender Stadtplan war uns eine große Hilfe.
Die Fußgängerzone in St. Gallen verströmt Gemütlichkeit, die Häuser sind durchweg renoviert und gepflegt, häufig mit Blumenschmuck an den Fassaden. Etwas, was man in deutschen Städten dieser Größenordnung nicht oft findet. In Bahnhofsnähe schaut man auf eindrucksvolle Gebäude in höher gelegenen Stadtteilen.
In der Innenstadt wechseln sich massive Steinbauten mit zierlichen Fachwerkgebäuden ab, was der Stadt einen ganz eigenen Charme verleiht. Eine gelungene Symbiose von Alt, und nicht ganz so Alt.
Was in St. Gallen extrem auffällt, sind die fast überall in der Altstadt stattfindenden Renovierungen der Gebäude. Daraus lässt sich nicht nur auf Sorgfalt und das Bewahren des Alten, sondern auch auf Geld schließen.
So eine Fußgängerzone hat natürlich nicht nur Schönes zu bieten. Auch Merkwürdiges. So assoziiere ich unten abgebildetes Fahrzeug mit dem Alten Testament und der Geschichte von Sodom und Gomorrha. Der Porsche muss weiblichen Geschlechts gewesen sein, und Lot geheißen haben. Oder sollte er nur wegen des Falschparkens (siehe Knöllchen an der Windschutzscheibe) zu Stein erstarrt sein? Ist das in St. Gallen gar ein Automatismus? Jedes Fahrzeug, das den Verkehrsregeln nicht konform abgestellt wird, erstarrt zu Stein? Ein Modell, das sicherlich nicht zukunftsweisend sein wird, denn die Stadt wäre vor lauter Autoskulpturen bald nicht mehr passierbar.
Nach unserem Bummel durch die Stadt, wollten wir das Weltkulturerbe besichtigen. Wann kommt man schon mal an einem vorbei? Da muss man auch mal gucken.
Man kommt aus einer relativ kleinen Gasse auf den Stiftshof und schaut als erstes auf die Kathedrale.
Der Stiftsbezirk, die Kathedrale befindet sich links. Man schaut rechts auf die Kinderkapelle.
Die Kathedrale ist nun rechter Hand, geradeaus die Neue Pfalz (Regierungsgebäude) und rechts daneben der Hofflügel.
Das ist die Klosterbibliothek, in der gerade eine Ausstellung gezeigt wurde: Bücher des Lebens – Lebendige Bücher. Es wurden Originale aus dem 7. bis ins 13. Jahrhundert gezeigt. In diesen Büchern verewigten die Mönche die Namen verstorbener Bürger und Adliger, um sie für das Totengedenken zu sichern. Mit Überlassungen von Besitztümern an das Kloster konnten sich viele allemannische Adlige einen Eintrag in solch ein Buch vorab sichern. Das Fotografieren war in dem dunklen Raum kaum möglich, Blitz zum Schutz der Bücher war verboten; ich probierte es einfach mal:
Wenn man so eine Kathedrale vor sich hat, dann sollte man ihr auch einen Besuch abstatten. Die Imposanz von außen wurde im Inneren noch übertroffen. Decken- und Wandmalereien, Pomp wohin man schaute.
So ein riesiges Gotteshaus will natürlich auch adäquat beschallt werden. Die Orgel macht schon was her. So viele Pfeifen sieht man sonst nur in Berlin im Bundestag.
Das Hauptportal zur Kathedrale schmücken aufwändige Schnitzereien.
Nicht unterschlagen möchte ich die St. Laurenzen Kirche. Die habe ich zwar nicht besucht, aber das Dach der Kirche ist schon einen Blick wert:
Zu guter Letzt möchte ich noch von einer kleinen Entdeckung berichten. Vorab: Das Stöbern in alten Unterlagen, Kirchenbüchern etc., das Befragen der noch so entferntesten Verwandschaft, es hat alles nichts gebracht. Nicht verwandt und nicht verschwägert. Was äußerst schade ist.
Beherbergt das Seegerhaus doch eines der bekanntesten, renommiertesten und alt eingesessensten Cafés in St. Gallen. Der Inhaber ist übrigens gleichzeitig Inhaber des „Ausgehtempels der Extraklasse“ in St. Gallen, dem Trischli-Club. Was für ein Kontrastprogramm. Und wer erklärt mir jetzt bitte, was „Trischli“ bedeutet? Schon in Arbon stolperte ich über ein Etablissement des gleichen Namens.