Wobei der Knoblauch gar nicht in den Hahn kommt, sondern die Zitrone. Aber ich fange lieber vorne an: Es sollte Hähnchen geben. Da vier Personen zu essen gedachten, ganze zwei Hähnchen, und wer des Rechnens mächtig ist, schließt messerscharf: für jeden ein halbes. Nun mag ich die Viecher am liebsten gegrillt, in meinem Grill wird es allerdings mehr als nur eng für zwei 1300 Gramm schwere Broiler. Also im Ofen braten.
Da kann man dann auch zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen, sprich, die Beilagen gleich mit erledigen. Was sich gleich anhört wie Resteverwertung ist durchaus so gewollt. Ähnlich bereite ich auch Hähnchenkeulen aus dem Ofen zu, nun zwei ganze Hähnchen. Denen wird aber erst einmal was untergeschoben, zwar nicht wie weiland der Karl-Theodor die „Doktorarbeit“ seinem Doktorvater, aber weniger folgenschwer, nämlich Rosmarin. Und der geht im wahrsten Sinne unter die Haut, die Brusthaut, um genauer zu sein. Die kann man sehr schön mit den Fingern lösen und zwischen Haut und Fleisch herumprökeln, um Platz für vier Rosmarinzweige zu schaffen, auf jeder Brustseite zwei. Danach werden die beiden Hähne mit einer Marinade aus 100 ml Olivenöl, dem Saft einer halben Zitrone, einem Esslöffel Meersalz und einem Teelöffel Paprika (ich hatte leider nur den normalen, edelsüßen im Hause, hätte aber lieber einen scharfen geräucherten genommen, was wiederum meiner Frau nicht gefallen hätte, denn das einzig Scharfe auf das sie scharf wäre, wäre ein Robert Redford in jüngeren Jahren, oder halt ich; ob in jüngeren Jahren oder so wie heute, traue ich mich nicht zu fragen) innen und außen gut eingerieben. In Kochbuch-Deutsch geht’s weiter: Man nehme zwei unbehandelte Biozitronen, walke sie mit der Handfäche auf der Arbeitsplatte hin und her, damit sie weich werden und ihren Saft besser abgeben, steche sie mehrmals mit der Gabel ein, und täusche bei den Hähnchen eine Zitronenschwangerschaft vor. Also gib je eine in das Hähnchen. Damit die Zirone nicht so einsam ist, stopfe auch noch zwei Zweige Rosmarin dazu. Mache mit einem spitzen Messer je einen Schnitt in die Häute an der Eingeweideentnahmeöffnung, und stecke die Hähnchenfüße über Kreuz, also die rechte Keule in den linken, die linke in den rechten Hautschnitt. Das verschließt die Öffnung und schützt vor vorzeitiger Zitronenentbindung. Die Hähchen sind nun soweit vorbereitet, nun geht es an die Beilagen. Hierzu benötige ich ein gutes Kilo festkochende Kartoffeln, möglichst nicht zu klein. Diese werden geschält, die großen halbiert, die kleineren ganz gelassen und in eine Schüssel gegeben. Mit Salz und Pfeffer aus der Mühle, sowie Rosmarinnadeln von vier weiteren Zweigen gewürzt. So ein kleiner Topf Rosmarin aus dem Gartencenter reicht knapp für das Gericht. Zu den Kartoffeln kommen noch der Saft von drei Zitronen (dürfen auch mehr sein, wird nicht zu sauer, versprochen), 50 ml Olivenöl, drei in grobe Stücke zerteilte rote Spitzpaprika und die Zehen von mindestens zwei großen Knoblauchknollen. Letztere ungeschält, man kann sie nach dem garen ausdrücken und das wundervolle Knoblauchmus entweder pur oder im Zusammenspiel mit den anderen Zutaten genießen. Nun wird alles gut vermengt und in die Bratreine gegeben. In der Mitte wird Platz für die zwei Hähnchen geschaffen, die dann mit der Brust nach unten dazu kommen. In den auf 180°C vorgeheizten Backofen geben und die Hähne nach einer Stunde auf den Rücken legen. Nach ca. 1,5 Stunden sind sie fertig, die Kartoffeln gegart, der Knoblauch und der Paprika weich. Um wenigstens ein bisschen Knusprigkeit zu provozieren, habe ich die Hähnchen unter dem Grill von beiden Seiten noch etwas Bruzzeln lassen.
Derweil die Beilagen auf eine Platte gegeben, das Fett abgeschöpft und die Sauce aus dem Zitronen- und dem Bratensaft darüber gegeben. Ergibt zwar nicht viel, aber sehr intensive Sauce. Die Hähnchen wurden geteilt, die Zitrone entfernt und als Deko zu den Beilagen gegeben. Die halben Hähne habe ich einfach auf die Beilagen gesetzt.
Trotz meiner umständlichen Beschreibung, ist die Zubereitungszeit eher kurz. In einer halben Stunde ist alles erledigt, rechnet man die Garzeit nicht mit ein. Einziges Manko: die Brust wird etwas trocken, die bekommt beim nächstenmal zum Rosmarin auch noch je eine Scheibe Lardo (italienischer, luftgetrockneter weißer Speck) untergeschoben. Geschmeckt hat es toll, und die Sauce war ein Gedicht, wenn auch ein kurzes.