Vom Wädli zum Hüsli, oder besser ein Bürli?

In unserem Urlaubsdomizil in Arbon gibt es viel zu sehen, vor allem liebevoll restaurierte und gepflegte Häuser aus den letzten Jahrhunderten. Man kann nur hoffen, dass in der Schweiz nicht auch der Dämmwahn ausbricht, wie in Deutschland. Ginge es nach der Bundesregierung und den Einflüsterungen der Dämmstofflobby, würden alle alten Häuser abgerissen und als Plus-Energie-Haus wieder aufgebaut. Ein Vorzeigedeutschland mit Nullheizenergieverbrauch und null Charme – und vielen Menschen, die sich die Mieten nicht mehr leisten können. Aber zurück in die Schweiz.

Gasthaus "Zum Storchen"

In diesem schönen Haus, erbaut auf einem Haussockel aus dem Jahr 1628, haben wir abends im Gasthaus „Zum Storchen“ die Metzgete „gefeiert“. In der Schweiz hat die Metzgete eine lange Tradition, und ist so etwas, wie ein Schlachtfest, an dem vorwiegend Blut- und Leberwürste in warmem Zustand verzehrt werden. Sogar ein Verein hat sich die Erhaltung der authentischen Metzgete auf die Fahnen geschrieben. Aber auch andere Gerichte waren auf der Speisekarte zu finden, wie z. B. ein Wädli. Das ist eine gepökelte und gesottene Schweinshaxe. Leberwurst war schon aus, Blutwurst ist nicht so meins, also wurde es ein Wädli.

Metzgete

Ein schweizer Wädli

Recht übersichtlich kam es daher, mit extra zu orderndem Sauerkraut und zwei! Kartoffelhälften. Man hatte wohl Angst um meine Gesundheit, der zu viel Kohlenhydrate abträglich zu sein schienen. Nun, da brauchte sich das außerordentlich nette Storchenteam (die zwei rechts waren für uns zuständig) nicht zu sorgen, denn auch das Wädli hatte eher Dekorationcharakter. Statt Messer und Gabel zum Verzehr einzudecken, wären Hammer und Meißel vorteilhafter gewesen, insbesondere wenn man weiß, wie viel Lärm so ein Boschhammer macht. Fazit für uns: netter Aufenthalt in gemütlichen Gasträumen mit nicht so gutem Essen, wobei das Geschnetzelte mit Semmelknödel, welches meine Frau orderte besser war, aber auch nicht wirklich toll. Was es sonst so dort gibt, kann man der Speisekarte aus dem Netz entnehmen.

Vor dem Essen sind wir ein wenig durch Arbon spaziert, um uns den rechten Appetit zu holen. Ganz auf die alten Häuser fixiert, hätte ich den Brunnen davor fast übersehen.

Ein echter Hingucker, bei dem man sich fragt, was sich der Künstler dabei gedacht hat, den Schoß der grinsenden Frau in ein Fischmaul zu verwandeln. Erinnert einen doch sehr an den alten Witz mit dem Blinden im Fischladen. Vielleicht geht aber auch nur die Fantasie mit mir durch, und das ist alles ganz anders gemeint.

Natürlich gibt es auch moderne Gebäude in Arbon, die überaus wichtige Firmen beherbergen, bei denen man allein schon des Namens wegen gerne investieren möchte, oder?

Die Looser Holding, oder doch Loser Holding?

Nun war der Hunger da, das obige Essen soweit möglich verzehrt. Was macht man nun mit dem Resthunger? Es bestünde die Möglichkeit, in die Essgewohnheiten der heutigen Teenager-Generation einzutauchen, und nachfolgendes Hüsli zu besuchen:

Kebab aus dem Hüsli

Was wir aber nicht gemacht haben, wir begnügten uns daheim in der Ferienwohnung mit einem Bürli. Das ist schwitzerdütsch für Brötchen. Nebenbei: Wir haben während diverser Autofahrten auch Radio gehört, einen Bodenseesender, der ausschließlich im schwizerdütschen Dialekt parlierte, auch die Nachrichten. Das Geschehen in der Welt konsonantismuste chanz chomplett an uns vorbei. Auch mal ganz schön.