Weil weiland in den 1970ern die Popgruppe „Middle of the Road“ eine Ode an das Solei gesungen hat (siehe weiter unten), möchte auch ich mich nicht lumpen lassen, und dieser Spezialität aus den Berliner Hungertürmen einen Beitrag im Olivenöl-Blog widmen. Ein Solei ist ein hart gekochtes Ei, welches in einer gekochten Sole eingelegt wird, vorzugsweise in einem verschließbaren Glasgefäß, denn das Auge isst man ja bekanntlich mit, oder so. Die Sole bereitete ich aus Wasser, Meersalz, Lorbeerblatt und Pfefferkörnern. In die abgekühlte Sole kamen dann die hart gekochten und anschließend abgeschreckten Eier, nachdem sie rundherum ein wenig angestoßen wurden. Einige Tage durften sie in der Sole verbringen.
Als ich es vor Erwartung nicht mehr aushielt, entnahm ich ein Ei, schälte es, halbierte es der Länge nach und entnahm die Eigelbhälften (die außen herum eher grünlich aussahen, was aber durchaus normal ist; wird das Ei hart gekocht setzen die Proteine im Eiweiß Schwefelwasserstoff frei, da sie Schwefelatome enthalten, der Schwefelwasserstoff färbt das Eigelb grün, zu lange gekocht kann der Geruch unangenehm werden, also nicht länger als zehn Minuten). In die entstandenen Mulden gab ich je einen Klecks mittelscharfen Senf, ein wenig Weißweinessig und bestes Olivenöl. Dann kam das Eigelb anders herum als Hut obenauf.
Ich nahm eine Eihälfte vorsichtig in die Hand, schob sie auf einmal in den Mund und kaute genüsslich. Anschließend spülte ich mit einem kräftigen Grappa nach. Die andere Hälfte des Eis verschwand auf die gleiche Weise. Wenn das jetzt nicht mediterran ist …