Fleur de Sel von Alisseos mit Rote Beete aus dem Garten

Alisseos Meersalzernte

Das Fleur de Sel von Alisseos stammt von der Küste der Mani, dem mittleren Finger des Peleponnes, aus dem Ort Trachila. Es handelt sich um einen industriefreien, fast unbesiedelten Landstrich, der landeinwärts von dem mit 2.400 m höchsten Berg des Taygetosgebirges, dem Profitis Elias begrenzt wird, und zur Meerseite seinen mit über 5.000 Metern den tiefsten Graben des Mittelmeers besitzt. Seit Jahrhunderten wird dort Salz geerntet – früher ausschließlich von Frauen, die dieses Handwerk und die den verschiedensten Familien zugehörigen Salzbecken an die Töchter weitervererbt haben. Kostas, der seit 30 Jahren das Salz an der unbewohnten Küste sammelt, die „Salzblume“ abschöpft, die von Wind und Sonne getrocknet wurde, aber immer noch genug Restfeuchte und damit auch sehr viele Aromen enthält, hat die Tradition von seiner Frau übernommen – einer der letzten, die diesem traditionellen Handwerk frönen. Es ist eine harte Arbeit, die Kostas – immer noch mit tatkräftiger Hilfe seiner Frau – täglich im Sommer verrichtet. Ende Mai, wenn sich der heiße Sommer in die Mani schleicht, die Regengüsse ein Ende finden, rücken die beiden aus, säubern die Steinbecken und füllen sie mit Meerwasser auf. Diese kleinen, nur etwa 15 cm tiefen Steinbecken, die oft natürlich dort vorkommen sind nach mündlichen Überlieferungen seit Jahrhunderten unter den Salzsammler-Familien aufgeteilt und den Nachfahren – so vorhanden – vererbt. Ganz ohne Besitzurkunde, Zaun, ja noch nicht einmal mit besitzanzeigenden Fürwörtern. Völlig undenkbar in Deutschland.

Alisseos Meersalzernte

Zehn Tage dauert es etwa, bis sich die ersten Salzkrusten bilden, immer voraus gesetzt, dass es nicht regnet. Dann haben Kostas und seine Frau Pech gehabt, und müssen von vorne anfangen. Diese Salzkrusten werden von Hand mit einem eher kleinen Löffel abgeschöpft, mit nach Hause genommen und getrocknet. Nach zwei bis drei Tagen kehrt Kostas zu den gleichen Becken zurück, und erntet die „Salzblume“, das wertvollste Salz, welches eine weichere Konsistenz haben, und leichter sein muss, als das normale Meersalz. Die Becken dürfen deshalb niemals ganz austrocknen.

Alisseos Meersalzernte

Alisseos Meersalzernte

Ist das Fleur de Sel trocken, wird es in Stoffsäcke abgefüllt und an die Familie Genth übergeben, die es in die von uns demnächst angebotenen Gläser und Keramiktöpfchen abfüllt und verkauft.

Alisseos Meersalzernte

Alisseos Meersalzernte

Wichtig ist der Familie Genth, dass Kostas einen fairen Preis für seine Schinderei bekommt. Denn nur so ist der Nachschub gesichert. Haben Sie dieses Salz einmal probiert, werden Sie süchtig danach, Sie werden einen regelrechten Salzhunger entwickeln und vielleicht sogar überlegen, ob nicht Gummibärchen mit Alisseos-Fleur-de-Sel …

Nein, war nur ein Scherz mit den Gummibärchen. Was ganz anderes, auch Süßes habe ich neulich damit zubereitet. Einen Roto-Beete-Salat nach dem Rezept von Marcella Hasan. Hierzu werden die Rote Beete gut gewaschen und mit der Schale in Pergamentpapier oder Alufolie eingeschlagen und im Ofen bei ca. 200°C gebacken. Das dauert, je nach größe der Rote Beete bis zu einer dreiviertel Stunde. Testen kann man dies mit einem Schaschlikspieß oder ähnlichen Geräten.

Rote Beete aus dem Ofen

Gebacken und von der Folie befreit, ein eher unspektakulärer Auftritt.

Die Rote Beete werden nun, wenn sie etwas abgekühlt aber noch nicht ganz kalt sind, geschält und in ca. 2 mm dicke Scheiben geschnitten. In einer Schüssel werden sie anschließend mit Pfeffer und Zitronensaft beträufelt, und mit einem ordentlichen Schuss Alisseos-Bio-Olivenöl angemacht. Dann richten Sie die scheiben dekorativ auf einem Teller an, und geben erst jetzt das Fleur de Sel obendrauf. Zuerst vorsichtig, bei Tisch kann ja jederzeit nachgewürzt werden. Belohnt werden Sie mit einem wunderbar süßlich-saurem, fruchtigen Salat, an den sich Ihre Geschmacksknospen eine gane Weile positiv erinnern werden.

Rote Beete mit Alisseos Meersalz

Ich, der ich Rote Beete eigentlich noch nie mochte, habe jetzt mein Rezept dafür entdeckt. Und als nächstes probiere ich Claudios Rezept aus. Natürlich mit Olivenöl und Fleur de Sel von Alisseos.

Das Öl ist übrigens schon verfügbar, das Fleur de Sel erwarte ich im Laufe der nächsten Woche. Sie finden es dann im Shop.

Kaiserinnenbraten

Alexandre Dumas (der Ältere) war leidenschaftlicher Koch. Hobbykoch, denn er lebte vom Schreiben von Romanen und Novellen. Eins seiner berühmtesten Bücher (neben den „Drei Musketieren“) aber war das „Grand Dictionnaire de Cuisine“, kein Kochbuch im eigentlichen Sinne, sondern ein Nachschlagewerk der Kochkunst.
Es sind aber doch einige Rezepte überliefert, und das teuerste davon will ich Ihnen nicht vorenthalten: den Kaiserinnenbraten.
Alles beginnt mit einer entkernten grünen Olive und einem Anchovisfilet. Die Olive wird mit einem Stück des Filets gefüllt. Diese Olive kommt dann in eine Lerche. Die sind in Italien immer noch eine Delikatesse, wie fast alles, was fliegt. Die Lerche macht es sich als Füllung in einer Wachtel bequem. Wobei die Wachtel in den Bauch eines Rebhuhns wandert, und das Rebhuhn sich als Versteck einen Fasan aussucht. Dieser Fasan wiederum hat nichts Eiligeres zu tun, einem Puter als Füllung zu dienen, welcher anschließend in einem Spanferkel seine letzte Ruhestätte findet. Dieses Spanferkel wird gut durch gebraten. Dieser Kaiserinnenbraten ist nun der Gipfel der Kochkunst.

Anfang und Ende des Kaiserinnenbratens

Der wahre Feinschmecker isst natürlich nur die Olive mit der darin befindlichen Sardelle. Versteht sich von selbst, oder?

Römisch-friesische Allianz: Saltimbocca vom Salzwiesenkalb

Vorwegschickend mal eine Aussage, die (leider, ich bin neidisch) nicht von mir stammt, aber ziemlich gut beschreibt, warum ich schreibe, was ich schreibe: „… Im Großen und Ganzen findet sich in diesem Blog sogar ziemlich viel Belehrung. Ich bedaure das sehr, aber es hat sich wirklich nicht vermeiden lassen: Das Belehrende scheint mir von Natur aus so aus den Poren zu schwitzen wie den Kamelen der Kamelienduft. Manchmal möchte ich Welten dafür hergeben, meine Fakten bei mir zu behalten, aber das geht nicht. Je mehr ich die Quellen dichte und je zugeknöpfter ich werde, um so mehr leckt bei mir die Weisheit aus. So kann ich vom Leser nur Nachsicht und keine Rechtfertigung verlangen.“
(frei nach Mark Twain)

1991 am Trevi-Brunnen

Den schlechten Klamottengeschmack habe ich wohl heute noch. Obiges Hemd führte meine Frau im letzten Jahr – unter meinem Protest – dem Altkleidersack zu. Ansonsten sind wir alle nur älter geworden. Der kleine Knirps, der mit wunden Füßen von der Wanderung durch Rom und seine imposante Geschichte auf Mutters Schoß sitzt, kann selbiger mittlerweile auf den Kopf spucken und ist 21 Lenze jung.

So anno 1991 war ich mit meiner Familie, damals bestehend aus Frau, Sohn und mir, in Rom. Warf natürlich auch eine Mark in den Trevi-Brunnen. Man wollte ja unbedingt wiederkommen. Hat bis jetzt nicht geklappt – vielleicht nächstes Jahr. Aber römisch kochen, das war öfter. Neulich die „Ajo e ojo“, heute das Saltimbocca.

Alles, was das Saltimbocca braucht

Fast alles, was es zum Saltimbocca braucht: Salzwiesenkalb, Parmaschinken, Salbei und Meersalz von Alisseos.

Bevor uns nun das Saltimbocca „in den Mund springt“, so die grobe Übersetzung, verliere ich etwas. Und zwar ein paar Worte über das verwendete Kalbfleisch. Ludger Freese sei Dank, habe ich das Fleisch eines der köstlichsten Kälber ergattert: Fleisch vom Salzwiesenkalb, genauer, die große Nuss (Teilstück aus der Keule; wer mehr wissen will, der frage den Ludger, der ist ganz lieb und vor allem auskunftsfreudig)! Absolut mager und köstlich im Geschmack. Gerade weil es so mager ist, sollte man bei der Zubereitung darauf achten, es nicht zu durch zu braten, was bei so dünnen Kalbsschnitzelchen gar nicht so einfach ist. Zudem muss alles warm sein: Servierplatte, Teller, Küche, von mir aus auch der Kellner, sollten Sie einen beschäftigen. Es schadet zumindest nicht. Ich weiß das, ich kannte mal einen. Also einen warmen Kellner. Dem empfahl ich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Reise nach Thailand … aber ich schweife ab; nur so viel: Das feiste Grinsen war nach seinem Urlaub noch wochenlang wie ins Gesicht gemeißelt, igitt.
Zurück nach Rom, zumindest aber in die Küche. Viel braucht es nicht, um ein Saltimbocca zuzubereiten. Allein die Qualität der Grundprodukte entscheidet über Sieg und Niederlage, über „fantastisch“ oder „geht so“. Gut, ein wenig Fertigkeit in der Küche sollte vorhanden sein, was ich bei den Lesern einfach mal voraus setze.

Zutaten pro Person:

  • 3 Kalbsschnitzel á ca. 60 g, leicht plattiert, nicht geklopft
  • 3 kleine Scheiben Parmaschinken oder San Daniele
  • 3 frische Salbeiblätter
  • 3 Zahnstocher
  • 2 EL Olivenöl und 1 EL Butter zum Braten
  • 50 ml Weißwein, am liebsten Frascati
  • etwas Mehl
  • kalte Butter zum Binden der Sauce
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • Meersalz (sehr wenig!)

Sie möchten etwas dazu essen? Vergessen Sie es! Entweder vorweg, oder hinterher. Ein Saltimbocca verträgt höchstens etwas Weißbrot oder Brötchen (bitte, bitte, liebe Vollkornfraktion: Weißmehlprodukte! Ausschließlich! Keine Kompromisse! Nur dieses eine Mal …) zum Auftunken der wenigen Sauce. Nichts soll von dem köstlichen Kalbfleisch ablenken, kein Gemüse den Genuss mit aufdringlichem Geschmack von Glukokininen, Bioflavonen oder anderen Flavonoiden stören. Man stelle sich vor, es könnte jemandem einfallen, Kartoffeln dazu zu essen. Eine Katastrophe!

Die sehr einfache Zubereitung verlangt nun ausschließlich etwas Schnelligkeit und ein 100%iges Mise en place.

Alles griffbereit

Wichtig ist, dass Sie beim Kochen nicht plötzlich feststellen, eine der Zutaten ist noch nicht griffbereit. Also: immer schön ans „Mise en place“ denken!

Heizen Sie den Ofen auf 60/65°C vor, geben Sie eine Servierplatte und die Teller hinein. Die Kalbsschnitzelchen, ich will sie mal Scaloppine nennen, werden nur gepfeffert, nicht gesalzen. Die Pfanne, möglichst eine aus Edelstahl, keine beschichtete, steht schon auf dem Herd, Öl und Butter werden heiß. Die gepfefferten Scaloppine werden nun ganz leicht mehliert, abgeklopft und kommen sofort in die Pfanne.

Satimbocca in der Pfanne

Idyllisches Beisammensein in der Pfanne. Jetzt aber raus damit …

Ist das letzte Stück in der Pfanne, kann das erste schon gewendet werden. Sind alle auf der zweiten Seite, den Parmaschinken auflegen und ein Blatt Salbei mittels Zahnstocher auf den Scaloppine befestigen. Haaaalloooo, das muss schneller gehen! Jetzt aber raus aus der Pfanne und auf die vorgeheizte Platte im Ofen. Falls mehr Besuch da ist, die nächste Fuhre auf die gleiche Weise zubereiten. Die Saltimbocca fühlen sich derweil im Ofen pudelwohl.

Haben alle Scaloppine den Weg durch die Pfanne gefunden, wird es jetzt Zeit die Sauce zuzubereiten. Erste Amtshandlung: Bratfett (Butter und Öl) wegwerfen! Dann platziere ich noch ein bis zwei Blätter Salbei in der Pfanne, und lösche mit dem Frascati ab. Der Bratensatz wird abgeschabt und hat sich gefälligst mit dem Wein in eine göttliche Sauce zu verwandeln. Diese schmecke ich mit Meersalz, genauer „Fleur de Sel“ aus Griechenland von Alisseos ab. Dieses Meersalz, welches ich der Familie Genth verdanke, ist außerordentlich köstlich und wird von mir zwar sparsam, aber doch penetrant verwendet. Einige weiße Krümel in dem wunderschönen, ehemals gut gefüllten Keramiktöpfchen lassen vermuten, dass ich an Salzsucht leide. Zu dem Salz, gibt es später mehr …

Die Sauce, welche sich immer noch in der Pfanne befindet (jetzt habe ich mich doch tatsächlich etwas verplaudert), wird mit einem Stück kalter Butter aufmontiert und anschließend über die Saltimbocca gegeben. Diese werden sofort serviert! Die warmen Teller stehen schon auf dem Tisch; die Brandblasen können Sie später versorgen. Da ich ein Fan von „Prezzemolo“ bin, kommt diese grob geschnittene, glatte Petersilie als Garnitur obenauf. So, jetzt nur noch genießen und an das kleine Salzwiesenkalb denken, welches nun nicht mehr gedankenverloren den Deich entlang wandert, sondern dessen Wanderschaft in unseren Mägen ein jähes Ende fand. Und das ist auch gut so!

Saltimbocca

Saltimbocca auf der Servierplatte. Nun keine Zeit mit dem Säubern der Platte verlieren, die Gäste warten schon!

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, wird das Fleisch nicht gesalzen. Das hat den einfachen Grund, dass der Parmaschinken genug Salz abgibt. Auch das mehlieren hat durchaus einen Sinn: es verhindert das Austreten von Fleischsaft und unterstützt die Bindung der Sauce. Wenn Sie nur eine Portion zubereiten, können sie die Saltimbocca kurz vor Schluss kurz in die Sauce legen, das Aroma wird noch intensiver. Das Wichtigste ist aber die Schnelligkeit. Nichts ist schlimmer, als zu lange gegarte Kalbsschnittchen. Dann hätten Sie auch einen Schweinerücken nehmen können. Und glauben Sie mir: kein Vergleich! Auch wenn Ihnen Mario aus Ihrer Stammpizzeria was anderes erzählen will.

Alles vernichtet ...

Kein Fitzelchen ist mehr über, um die restliche Sauce streiten sich heranfliegende Hände mit Weißbrotstückchen. Ich habe leider verloren …

Aglio e Olio, Lammrücken und vom Hölzchen zum Stöckchen

Neulich gab es bei uns die berühmten und teilweise auch berüchtigten „Spaghetti Aglio e Olio“. Diese Zubereitungsart der Spaghetti kommt aus Rom. Dort heißt sie allerdings in der römischen Mundart „ajo e ojo“, wird in einem Wort ausgesprochen und klingt dabei wie eine Sprachübung für angehende Tenöre.
Danach gab es gebratenen Lammrücken in einer Weißwein-Rosmarinjus mit frischen grünen Bohnen aus dem Garten und etwas Ciabatta zum auftunken der einfachen aber einfach göttlichen Sauce.
Doch von vorne:
Das Rezept an sich besticht durch seine Einfachheit. Die Zutaten sind Olivenöl, Knoblauch, Spaghetti, glatte Petersilie und – bei Bedarf – Peperoni oder Peperoncini. Ich habe mich für eine entkernte Peperoni entschieden, da meine Familie – zumindest meine Frau – des Scharfen nicht so zugetan ist. Obwohl doch gerade das Scharfe so gesund ist: anregend, belebend, schlank machend, aphrodisierend.
Doch zum Rezept:

  • 500 g Spaghetti No. 5 oder Spaghettini (je dünner desto besser)
  • 3 – 4 fein gehackte Knoblauchzehen
  • 1 rote Peperoni (je nach Schärfewunsch mit oder ohne Kerne und Innenwände)
  • ca. 150 ml Olivenöl Extra Nativ
  • 2 Esslöffel in feine Streifen geschnittene Blattpetersilie
  • Meersalz

Zubereitung:
Die Spaghetti werden in gut gesalzenem Wasser al dente gekocht. In der Zwischenzeit werden in einer großen Pfanne das Olivenöl mit dem fein gehackten Knoblauch und der in feine Streifen oder Würfel geschnittenen Peperoni auf mittlerer Hitze angeschwitzt. Der Knoblauch sollte eine goldgelbe Farbe bekommen, nicht bräunen. Es besteht dann die Gefahr, dass der Knoblauch bitter wird. Zudem hat gebräunter Knoblauch einen ganz anderen und bei diesem Gericht unerwünschten Geschmack.

Knoblauch und Peperoni in der Pfanne

Idealer Weise sollten der Knoblauch und die Spaghetti zur gleichen Zeit fertig sein. Mit ein wenig Übung klappt das fast immer. Die abgetropften Spaghetti und die geschnittene Petersilie – auch genannt „Chiffoade“ nun in die Pfanne geben und sehr gut durchrühren, damit alle Spaghetti vom Öl benetzt sind. Probieren und bei Bedarf nachsalzen. Jetzt auf vorgewärmte Teller verteilen und sofort servieren.

Ajo e ojo

Spaghetti Aglio e Olio ist – zumindest in Deutschland – ein Reizthema, denn es gibt hier zwei Fraktionen, die ihre Essgewohnheiten bis aufs Messer verteidigen, obwohl nur eine Gabel zum Essen der Spaghetti nötig wäre. Es geht um die unleidliche Assoziation Nudeln – Parmesan. Nein, nicht auf jedes Nudelgericht gehört Parmesan! Auf Spaghetti Aglio e Olio niemals nie nicht (sorry, Herr Preidel). Natürlich gibt es verschiedene Geschmäcker. Es gibt durchaus Menschen die mögen das Gericht mit Parmesan, es gibt auch Menschen, die mögen das Bolognese-Rezept von Blumenthal, manche sogar Nudeln mit Ketchup. Das alles kann man zwar essen, hat aber mit dem Originalrezept nichts zu tun. Nicht, dass ich keinen Parmesan mag, im Gegenteil: Ich liebe Parmesan und auch seinen kleinen Bruder, den Grana Padano.

Doch zurück zum Essen. Nach dieser Vorspeise, die übrigens locker für vier Personen reicht, falls ich das vergessen haben sollte zu erwähnen, kommt das Hauptgericht: der Lammrücken. Meiner kam – ganz unspektakulär – aus Neuseeland. War schon pariert und von den Silberhäuten befreit. Für vier Personen hatte ich ca. 600 g vorgesehen, was nach der Vorspeise ausreichend ist. Das Schöne: Die Zubereitung des Lammrückens dauert – wenn das Mise en place stimmt – nur wenige Minuten, sodass der Koch/die Köchin in Ruhe die Vorspeise verzehren kann. Die kleine Pause dazwischen vertreiben sich die anderen Gäste mit Wein und Konversation – oder mit Anöden; das liegt dann wohl an der Auswahl der Gäste.
Die Zutaten:

  • ca. 600 g Lammrücken, auch genannt Lammlachse ohne Haut
  • 2-3 Knoblauchzehen, ungeschält. mit dem Messerrücken angedrückt
  • 2 Zweige Rosmarin, frisch
  • Olivenöl und Butter zum Braten
  • 1 Tasse frischen, trockenen Weißwein, vorzugsweise italienischer
  • Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 80 g kalte Butter zum aufmontieren der Jus

Die Lammlachse werden mit Küchenkrepp trocken getupft und gepfeffert. In der Pfanne (Stahl oder Gusseisen, keine beschichtete Pfanne nehmen, darin bilden sich keine Bratrückstände am Boden, die für den Geschmack der Sauce benötigt werden) Olivenöl und Butter auf mittlerer Hitze erwärmen, bis die Butter zu schäumen beginnt. Dann die Lammrücken einlegen und langsam braten. Klingt komisch, ist aber so: Das erfordert einige Übung. Ist die Temperatur nicht ausreichend heiß, bildet sich keine Kruste und die Lammlachse ziehen Wasser. Das Ergebnis ist unbefriedigend, weil meist zäh und trocken. Man muss den Moment abpassen, wenn das Öl-Butter-Gemisch zwar heiß genug zum Braten ist, die Butter aber noch nicht verbrennt. Mit in die Pfanne kommen ein Zweiglein Rosmarin und die angedrückten Knoblauchzehen. Trotz dem, dass das Bratfett zum großen Teil weggeschüttet wird, nimmt das Fleisch das Aroma der Zutaten an.

Lammrücken in der Pfanne

Jetzt die Lammrücken wenden und ca. 2-3 Minuten weiter braten, je nach Dicke der Lammrücken. Hier ist der Drucktest die einzige Möglichkeit zu testen, ob das Lamm noch zu roh oder schon rosa gebraten ist. Je nachgiebiger das Fleisch, desto roher ist es noch. Idealer Weise soll es leicht nachgeben und schnell wieder in die Ausgangsposition zurück kommen. Dann hat es innen noch einen roten Kern. Da viele das nicht so mögen, lasse ich es noch eine halbe Minute in der Pfanne und gebe die Rücken dann zum Ruhen auf einen vorgewärmten Teller. Das Fett und die Aromaten kippe ich nun weg, und lösche den Bodensatz der Pfanne mit dem Weißwein ab. Mit einem Holzschaber nun den Bodensatz lösen und den Wein etwas einkochen lassen. Ein paar Rosmarinnadeln vom zweiten Rosmarinzweig und die kalte Butter in mehreren Teilen dazugeben und mit dem Schneebesen aufmontieren, bis eine leichte Bindung entsteht. Von der Platte nehmen und mit Meersalz abschmecken. Die Lammlachse nun ebenfalls salzen und auf einem vorgewärmten Teller anrichten. Die Jus darüber verteilen und mit Rosmarinzweiglein dekorieren.
Dazu gab es gartenfrische grüne Bohnen, die ich in Salzwasser nicht zu weich gekocht, und mit etwas fein gehacktem Knoblauch, Salz und schwarzem Pfeffer aus der Mühle angeschwitzt habe. Auf weitere Kräuter, wie z. B. Bohnenkraut habe ich bewusst verzichtet, um das Gericht nicht mit Aromen zu überlasten.

Lammrücken auf dem Teller

Als finalen Kick nocht etwas fruchtiges Extra Vergine über die Bohnen ist aber duraus erlaubt (und von mir natürlich gewünscht).

Früher, im alten Rom, hatte man ja durchaus seine Probleme mit Fleisch. Nicht, dass es keines gab, es gab wohl genug; Schwein, Wild, Ziegen wurden gezüchtet. Doch die Frischhaltung des Fleisches war das Problem. Gerade in der warmen Jahreszeit. Die findigen Römer hatten da einen kleinen Trick. Nein, nicht wie man Fleisch länger haltbar macht (Trocknen und Pökeln waren schon bekannt), sondern wie man den „Haut Gout“ des Fleisches verdeckt. Ganz wie manch heutige/r Hausfrau/Hausmann möglichst an jede Suppe ihr Maggi kippt, damit nur möglichst alles gleich schmeckt, und ja nicht nach Rindfleisch oder Geflügel oder Gemüse, hatten die Römer ihr Garum. Garum war eine, na ja, „Fischwürze“. Hergestellt wurde sie aus dem Blut und den Innereien vom Scomber (Makrele). Der Herstellungsprozess mutet für unsere Verhältnisse archaisch an. Besagte Eingeweide und das Blut wurden gesalzen und entweder einige Zeit (manchmal Monate!) in die Sonne gestellt, oder so lange gekocht, bis sich die Innereien auflösten. Die Flüssigkeit musste dann mindestens zwei Monate gären und wurde anschließen durch Trichter gefiltert und in kleine Amphoren abgefüllt. Mancher Orten wurde die „Würze“ auch noch unter Zugabe von Kräutern und Honig etwas „aufgepimpt„. Wer nun über genügend Vorstellungskraft verfügt, hat zumindest eine Ahnung von dem Ekel erregenden Geruch, der sich in der Nähe der Produktion solcher Würzsaucen auftat. Deshalb durften solche Produktionsstätten auch nicht in der Nähe von Städten oder Dörfern betrieben werden. Berühmt war damals das Garum aus der Nähe von Pompeji, den höchsten Preis erzielte aber ein Garum aus Spanien namens „schwarzes oder blutiges Liquamen“. Sogar ein koscheres Garum wurde damals angeboten, das „Garum castimoniale“, welches ohne Scomberblut hergestellt wurde und auch für die jüdische Bevölkerung erlaubt war.

Antike Garum-Fabrik in Baelo Claudia

Antike Garum-Fabrik in Baelo Claudia.

Quelle: wikipedia

Waschmittel minus Olivenöl

Wie so einige Zeitungen, unter anderem auch das österreichische Wirtschaftsblatt melden, Verkauft der Unilever-Konzern, welcher ja auch für die Waschmittelproduktion bekannt ist, seine Rechte an Bertolli-Olivenöl und -Essig. Allerdings titelt das Blatt etwas verwirrend: „Unilever trennt sich von italienischem Olivenöl“. Das ist so nicht ganz richtig, denn das was in den meisten Bertolli-Flaschen drin ist, ist eher spanisches oder sonst ein Öl aus den anderen Mittelmeeranrainerstaaten.
Gekauft hat die Marke ein spanischer Konzern, die Grupo SOS. Für 630 Millionen Euro. Im Preis drin waren auch die Marken Maya, Dante und San Giorgio. Die bekannten italienischen Marken Sasso und Carapelli waren schon vorher im Besitz der Grupo SOS. Ein Schelm könnte jetzt vermuten, dass das bedeutet, noch mehr spanisches Olivenöl in italienischen Olivenölflaschen vorzufinden. Mit ansprechnden „italienischen“ Etiketten und abgefüllt in der Toskana, versteht sich. Aber nur ein Schelm würde das vermuten …

Alzheimer! Aber gut: versprochen ist versprochen!

Also wirklich! Da versprach ich doch ein Gyros-Rezept, welches ich am 5. April dieses Jahres schon verraten hatte. Da bekomme ich ja richtig Angst, ob meines geistigen Allgemeinzustands. Da ich das Rezept aber nun einmal versprochen habe, veröffentliche ich es hier noch einmal, obwohl sich in den drei Monaten nicht viel daran geändert hat. Einiges habe ich allerdings verschwiegen; und jetzt kommt sie raus, die ganze Wahrheit. Zunächst zum Original-Gyros: Liest man den Eintrag von Wikipedia über Gyros, dann stellen die echten Kenner der Materie – meist Betreiber von griechischen Restaurants oder Imbissen – fest, dass da einiges Wahre und viel Falsches drin steht. Zunächst wird Gyros nicht vom Schweinenacken, sondern aus der Schulter geschnitten. Nacken wäre viel zu zart, ließe sich nicht richtig schneiden, sondern bröselte vom Spieß nur so runter. Einer der Welt größten Gyros-Geräte-Hersteller – die Firma Potis aus Göttingen – veröffentlicht denn auch auf ihrer Webseite das Original-Gyrosrezept:

Rezeptvorschlag für die Zubereitung von Gyros

Aus nachfolgenden Zutaten eine Marinade zubereiten und damit jeweils die Fleischscheiben bestreichen. Die angegebene Gewürzmenge ist kalkuliert für 100 kg Gyros.

* Pflanzenöl 5 Liter
* Speck 10 kg (durch den Fleischwolf drehen)
* Salz 1,2 kg
* Pfeffer 900 g
* Kreuzkümmel 170 g
* Oregano 180 g
* Zwiebeln 4,0kg (durch den Fleischwolf drehen)

Zubereitung der Gewürzmischung für 100kg Gyros:

Den Speck schneiden wir in Streifen, damit er durch die Öffnung des Fleischwolfes passt.Nachdem die Zwiebeln geschält worden sind, schneiden wir sie in Stücke. Nun drehen wir je ein Teil Speck und Zwiebeln durch den Fleischwolf. Es ist darauf zu achten, dass Speck und Zwiebeln zu gleichen Teilen vermischt werden. Danach wiegen wir die anderen Gewürze ab und geben diese zusammen mit der Speck- und Zwiebelmasse in eine große Wanne. Nun mengen wir alles zu einer sämigen Masse zusammen.

Um einen guten Gyros zubereiten zu können, nehmen wir Schweineschulter mit wenig Fett. Das Fleisch wird auf der Aufschnittmaschine auf Stärke 9,5-10 (9,5-10 mm) aufgeschnitten. Die Schrägeinstellung des Messers erleichtert das Aufschneiden. Beim Aufschneiden des Fleisches sortieren wir die großen und die kleinen Stücke. Die kleinen Stücke brauchen wir für den unteren Teil des Gyros-Spießes, je weiter wir nach oben aufbauen, desto größer müssen die Fleischstücke werden.

Es ist wichtig, dass jede Fleischschicht, die wir auf den Spieß bringen, mit der vorher angemengten Gewürzmischung bestrichen wird.

Um eine ansehnliche Form des Gyros-Spießes zu erhalten, sollte man die herrausragenden Fleischspitzen mit einem scharfen Messer abschneiden.

Diese kleinen Stückchen fügen wir zwischen die einzelnen Fleischscheiben ein, um ein Herausfallen zu verhindern und somit wenig Verlust zu haben. Die Fleischscheiben müssen so dicht nebeneinander gelegt werden, dass jede Schicht etwa einen abgeschlossenen Kreis bildet.

Das fertige Fleischgut sollte am besten mindestens 12 Stunden lang kühl lagern.

Das Fleischgut kann man auch über längere Zeit einfrieren (einige Wochen bei einer Temperatur von ca.-18 C) ,ohne dass sein Geschmack beeinträchtigt wird.

Es gibt da natürlich einige Variationen, so weiß ich von einem Griechen, dass er etwas Weißwein in die Marinade gibt. In dessen Restaurant habe ich auch den Herren Potis kennen gelernt; wir haben Visitenkarten getauscht – ich habe ihn nicht angerufen, er mich nicht. Hätte ich allerdings ein Gyrosgerät gekauft, wer weiß, ob er nicht auch die eine oder andere Flasche Olivenöl gekauft hätte?
So habe ich einfach anhand des obigen Rezepts meines für Pfannengyros (wann brauche ich schon einmal 100 kg Gyros?) abgeleitet.
Einfacher hätte ich es natürlich, würde ich fertiges Pfannengyros vom Schlachter oder aus der Tiefkühltheke kaufen. Oder aber, ich nähme fertiges Gyros-Gewürz. Mache ich aber nicht, da in den meisten Fällen Geschmacksverstärker und/oder gehärtete Fette, sowie andere Zutaten darin „verbastelt“ sind, die mir nicht behagen und schon gar nicht schmecken. Beispiel: Fleisch- und Gyroswürzer von Ostmann

Speisesalz, Kotelett-Gewürzmischung ( Paprika, Pfeffer, Bohnenkraut, Oregano, Zwiebeln, Basilikum, Koriander, Knoblauch, Majoran, Rosmarin, Salbei, Senf, Sellerie, Sesam, Gewürze, Zitronenmelisse, Muskat ), Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat, Weizenmehl, Magermilchpulver, Würze ( Soja ), Aroma, enthält Fleischaroma mit Hühnereiweiß.

Die Puristen unter Ihnen werden verstehen, dass ich das ablehne.
Meine Marinade besteht – statt Speck – aus Olivenöl, Zwiebeln, Knoblauch, etwas Zitronensaft, Oregano, Kreuzkümmel, schwarzem Pfeffer aus der Mühle und Meersalz.

Gemixte Marinade

Eine Zwiebel wird mit einer Knoblauchzehe im Mixer püriert: vorher – nachher. Die Menge ergibt zusammen 200 ml. Dazu kommen die Gewürze und der Zitronensaft. Die Menge reicht aus, um ca 1,5 kg Fleisch zu marinieren. In diesem Fall kommen dazu: ein Esslöffel getrockneter Oregano, ein halber Teelöffel Kreuzkümmel gemahlen, schwarzer Pfeffer aus der Mühle, je nach gewünschter Schärfe (hier ca. ein gehäufter Teelöffel), ca. 20 g Salz und der Zitronensaft. Der Zitronensaft fungiert zum einen als Geschmacksabrunder (nicht -verstärker), und zum anderen hilft er, das Salz aufzulösen in der Marinade. In Öl löst sich nämlich kein Salz, aber das wussten Sie sicher.

Marinade mit Gewürzen

Mit dem Schneebesen verrührt, sieht das dann so aus.

Da die Garzeit eines Pfannengyros wesentlich kürzer ausfällt, als die Garzeit am Spieß, verwende ich Schweinenacken. Und da kommen wir schon zum nächsten Unterschied gegenüber fertig gekauftem Pfannengyros. Dies ist meistens in mehr oder weniger dicke Streifen geschnitten. Somit ist die Fläche, an die Röstaromen kommen können eher klein. Ich schneide mein Gyros „blättrig“, um möglichst viele Röstaromen zu bekommen.

Fleisch, blättrig geschnitten

Das Fleisch gebe ich dann zu der Marinade und vermische es sorgfältig damit, um jedes Stück mit der Marinade zu benetzen. Am Besten geht das natürlich mit der Hand, was aber einen kleinen Nachteil hat: Auch nach mehrmaligem Händewaschen hängt einem der Gewürzgeruch an den Fingern, wie der Schweif am Pferd – da hilft höchstens kupieren.

Fleisch, mariniert

So sollte das dann im Rohzustand aussehen.

Gebraten wird das Gyros dann in der Pfanne – ohne Fett, die Marinade enthält genug – bei mittlerer Hitze. Immer nur kleine Mengen, damit der Röstprozess nicht unterbrochen wird. Das kann passieren, wenn zuviel Fleisch in die Pfanne gegeben wird, die Temperatur der Pfanne zu schnell sinkt und das Fleisch beginnt Saft zu verlieren, da sich nicht schnell genug eine Kruste bilden konnte.

Pfannengyros

So sah das Endergebnis aus. Darauf ein paar Zwiebelringe. Dazu gab es Krautsalat, hergestellt wie im April beschrieben, und in Olivenöl frittierte Kartoffelspalten. Vorweg gab es eine Gemüseplatte mit frischen Gartengemüsen. Davon später mehr …

Insalata mista, oder auch Mist-Salat

Insalata mista heißt frei übersetzt in etwa „etwas gemischt Gesalzenes“; na ja, schon sehr frei übersetzt. Wer des Öfteren beim Italiener einkehrt, weiß, was gemeint ist. Ein gemischter Salat nämlich. Doch, oh Graus, was muss man sich alles als gemischten Salat andrehen lassen? Da ist meine noch freiere Übersetzung als Mist-Salat schon angebracht. Kaum Öl, süß-sauer nach Branntweinessig und Sacharin, manchmal auch noch Sahne oder Schmand. In (schlechten) deutschen Restaurants besonders üblich.

Insalata mista

Am Salat sollt Ihr sie erkennen …

… die guten Restaurants. Entweder werden dort die Salate frisch angemacht mit einer Vinaigrette, oder – in Italien üblich – mit Salz, evtl. Pfeffer, Olivenöl und Weinessig. Der größte Fehler, den man beim Salat machen kann, ist zu wenig Öl zu nehmen. Ich erinnere noch einmal an das Sprichwort:

L’insalata vuole il sale da un sapiente,

l’aceto da un avaro,

l’olio da un prodigo,

vuol essere mescolata da un matto

e mangiata da un affamato.

Für einen Salat nimmt man Salz wie ein Weiser,

Essig wie ein Geizhals,

Olivenöl wie ein Verschwender,

mischt ihn wie ein Verrückter,

und isst ihn wie ein Ausgehungerter.

(Alte italienische Weisheit)

Nun habe ich gelernt, dass man immer zuerst mit Salz und Pfeffer würzt, dann den Essig dazu gibt und erst zum Schluss das Olivenöl. Dies ist insofern sinnvoll, als dass der Essig sofort den Salat würzt und nicht am Olivenöl abperlt und sich letztlich in der Schüssel absetzt, ohne seine Würzkraft abzugeben. Ganz anderer Meinung ist hingegen Marcella Hazan, die zuerst salzt und pfeffert, dann das Öl dazu gibt und erst zum Schluss den Essig. Sie begründet das damit, dass sie verhindern möchte, dass der Salat „gart“. Dies ist so zu verstehen, dass Säure – hier die Essigsäure – die Proteine denaturiert. Damit im Salat auch der Essig sein Aroma abgeben kann – im aktuellen Beispiel verwendete ich den selbst gemachten Weinessig von Hans-Peter Baumgardt – muss ordentlich, und immer wieder untergehoben werden. Vorsichtig, versteht sich. Wie schon oft hier zu lesen sollte das Verhältnis Essig/Olivenöl mit 1 zu 3 beherzigt werden. Wer aus irgend welchen Gründen so viel Fett nicht darf oder möchte, hat mein Bedauern. Trotzdem kann ich helfen: einfach einen Teil des Öls mit Kalbs- oder Geflügelfond (Vegetarier nehmen Gemüsefond) ersetzen. Das ist immer noch besser, als gar kein Olivenöl. Auf dass Ihr Insalata mista nun kein Mist-Salat werde …

Sauer macht lustig!

Erst recht, wenn das saure Produkt selbst gemacht und von außerordentlicher Qualität ist. Klaus-Peter Baumgardt vom Fressnet-Blog hat mir heute eine Probe seines selbst gemachten Essigs zur Verkostung geschickt.
Bevor ich meine Verkostungsnotizen hier in Form bringe, etwas über die Philosophie des Selbstmachens. Der Einfachheit halber schreibe ich einfach von der Flasche ab:

Woher kommen die „sebstgemacht“en Produkte?
Vor vielen Jahren war es noch üblich, die im Haushalt benötigten Konserven selbst herzustellen. Natürlich wurden viele Zutaten gekauft, aber was man selbst machen konnte, hat man selbst gemacht. Davon zeugen auf den Dörfern heute die Backhäuschen, in denen Brot und Kuchen gebacken wurde.
Heute geht der Trend weg von industrieller Nahrung, der Genuss am individuellen Geschmack wird immer wichtiger. Produkte, die es nicht im Supermarkt gibt, machen mehr Spaß als Massenware. Das Wissen um die Herstellung von Lebensmitteln können wir nur praktisch erhalten. Mit dem Kauf oder Tausch von selbstgemachten Produkten hilfst Du, das Wissen um die Herstellung von Lebensmitteln zu erhalten.

Das kann ich nur unterschreiben, insbesondere der Satz trifft den Nagel auf den Kopf: „Produkte, die es nicht im Supermarkt gibt, machen mehr Spaß als Massenware.“
Und Spaß machte die Verkostung des Essigs allemal. In einer 250 ml-Flasche, in der sich vormals Wein befunden hat, dessen Etikett mit dem eigenen, mittels Schere ausgeschnittenen und darüber geklebten Etikett versehen wurde, kam die Probe an. Auf der Vorderseite stand zu lesen (Rückseite, siehe oben): Selbstgemacht
Delikatess-Rotweinessig
Naturbelassen, nicht steril
Zutaten: Rotweinessig, Petersilie, Minze, Pfefferminze, Liebstöckel
2008
Nun habe ich den Essig probiert, wie ich auch Olivenöl probiere, nämlich in einem Cognacschwenker.

Essigverkostung

Ich hätte den Essig besser nicht mit meiner Hand anwärmen sollen, schon gar nicht mit der anderen Hand den Schwenker abdecken: Erster Sog durch die Nase – boah. Okay, Nasenschleimhäute sind noch da. Die volle Wucht der Essigsäure hatte zugeschlagen. Erst beim zweiten, vorsichtigeren Schnuppern am Glas wurden die Aromen offenbar. Der erste Eindruck: Minze (der wahrscheinlich täuschte, denn später habe ich den Geruch nicht mehr wahrgenommen). Dann Frucht wie Cassis, Kirsche und ganz viel Hagebutte und ganz hinten, nein, noch weiter hinten eine leichte Dillnote. Das Schöne: genau so wie er riecht, schmeckt er auch. Im Mund bleibt nach dem Verkosten ein angenehmes frisches Gefühl.
Nun steht keine Angabe über den Säuregehalt auf der Flasche, doch ich vermute, dass 6% eher vorsichtig geschätzt sind. Für eine Vinaigrette nähme ich dann doch eher ein Teil Essig und vier Teile Olivenöl, oder ich verdünnte den Essig mit Kalbs-, Gemüse-, oder Hühnerfond (Rezept folgt …). Ansonsten eignet sich der Essig sicher sehr gut zum Einlegen von z. B. Sauerbraten.
Mein Fazit zu dem Essig: Ein charaktervolles Produkt mit ganz eigenen Aromen, das aus der Massenware Essig positiv heraussticht (besonders in der Nase ;-).
Ich möchte auf jeden Fall mehr davon und überlege mal, was ich zum Tausch Selbstgemachtes anbieten kann …
Ich bin übrigens nicht der Einzige, der testen durfte – aber der Schnellste. Mehr zum Essig gibt es hier.

Vom einfachen Essen

Es sollte warm sein um diese Jahreszeit. Ist es aber leider nicht. Um trotzdem den Flair des Südens (um mal das Wort „mediterran“ zu vermeiden) zu genießen, gab es gestern als Vorspeise „was Frisches“, wie meine Frau sagen würde. Eine Tomate mit Mozzarella, Balsamicocreme und Erbesso-Olivenöl. Das war gut, wie immer. Dazu gab es aber etwas, das war mehr als gut: Büffel-Ricotta.
Was macht man mit Büffel-Ricotta? Nun, man kann ihn – wie Quark oder Frischkäse – zur Dessertzubereitung verwenden, diverse Nudelfüllungen machen, lauter kompliziertes oder auch weniger kompliziertes Zeug. Ich habe ihn so zubereitet (obwohl „zubereitet“ maßlos übertrieben ist): mit der Gabel auf dem Teller zerdrückt, etwas Fleur de Sel, schwarzen Pfeffer aus der Mühle und Olivenöl darüber, fertig. Mit etwas Ciabatta oder Panini einfach ein Gedicht.

Ricotta

Einfacher geht es kaum. Ganz im Gegenteil zur Molekularküche des Ferran Adria und seiner Adepten. Ein – wie ich finde – sehr aufschlussreicher Artikel zur Molekularküche und seiner seltsamen „Blütentriebkraft“ stand kürzlich auf der Webseite des „Stern“. Titel: „Dünnpfiff für fünf Personen“. Sehr lesenswert!

Magerer „Preiß´n-Presssack“ mit Tomatenvinaigrette

Hört sich scheußlich an, oder? Wird es aber gar nicht. Nur die Zubereitung des Presssacks ist etwas gewöhnungsbedürftig, es werden Schweinefüße verwendet. Ich benötige nämlich zu meiner Version der bayerischen Schwartensülzwurst keine Schwarten, sondern nur mageres Schweinerückenfleisch (man kann natürlich auch die Schwarten der Schweinefüße verwenden, wenn man mag; ohne wird’s magerer). Da dieses aber so gut wie keinen Geschmack an die Brühe abgibt, wird ein Fond gebraucht, der den nötigen Geschmack und auch ein wenig Bindung mit sich bringt. Da ich manchmal unter Bindungsangst leide, kommt auch noch etwas Gelatine hinzu.
Wichtiger als der Presssack ist mir aber die Vinaigrette, zu der ich kräftiges toskanisches Olivenöl verwende. Diese Vinaigrette ist zu vielen anderen Gerichten ebenfalls einsetzbar, darüber später mehr.
Insgesamt ist dies eine rustikale, sommerliche Vorspeise (oder Hauptgang), mit insgesamt wenig tierischem Fett (was man durch ein gebuttertes Schwarzbrot als Beilage wieder ausgleichen kann).

Zutaten für den Presssack (4 Personen):

  • 4 Schweinefüße
  • 1 Ltr. Wasser
  • 100 ml Weißweinessig oder Kräuterweißweinessig
  • 4 Lorbeerblätter
  • ½ Tl. Dillsamen
  • 1 Tl. Majoran getr.
  • 350 g magerer Schweinerücken
  • 1 Zweig Liebstöckel
  • 1 kl. Bund Oregano
  • 1 mittelgroße Zwiebel oder zwei Schalotten
  • 1 Msp. Kümmel, gemahlen
  • 3 Blatt Gelatine

Tomatenvinaigrette:

  • 150 ml Tomatensaft
  • 40 ml Chianti-Essig
  • 1 mittelgroße Zwiebel oder zwei Schalotten (in feine Würfel geschnitten)
  • 60-100 ml (nach Vorliebe und Geschmack) Olivenöl Balduccio
  • 1 Prise Meersalz
  • 1 Msp. Cayennepfeffer
  • 1 Msp. Zimt gemahlen
  • Tomaten Concassée von zwei mittelgroßen oder drei kleinen, reifen Tomaten
  • 10 Basilikumblätter, fein geschnitten
  • schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Schweinefüße kuscheln im Topf

Da liegen sie, die Schweinepfötchen, und möchten gerne ihre Gelierkraft und den Fleischgeschmack an meinen Fond abgeben. Und wehe, wenn nicht!

Als erstes halbiere ich die Schweinefüße der Länge nach, lege sie in einen großen Topf, in dem sich die acht Hälften nebeneinander kuscheln können. Darauf gebe ich das – kalte – Wasser (Schluss mit kuscheln), den Essig, Lorbeerblätter Majoran und den Dillsamen. Dies lasse ich nun langsam aufkochen und schöpfe das geronnene Eiweiß mit der Schaumkelle ab. Auf ganz kleiner Hitze nun vor sich hin simmern lassen, so zwei Stunden etwa. Die Füße sind soweit, wenn sich Schwarten und Fleisch, Bindegewebe etc. sichtbar vom Knochen trennen möchten. Die Füße nun herausnehmen, abtropfen lassen und dem Weg allen Fleisches zuführen. Alternativ die Schwarte ablösen und zu späterer Verwendung beiseite stellen.
Den Fond passiere ich jetzt durch ein Küchentuch, so bleibt neben den trüben Bestandteilen und Gewürzen auch das meiste Fett im Tuch.
Den passierten Fond bis etwa zur Hälfte einkochen. Derweil den Schweinerücken parieren (von Fett und Silberhaut befreien), in zentimeterdicke Scheiben schneiden, anschließend in Würfel. Die Zwiebel ebenfalls in feine Würfel schneiden, beides in den Fond geben und köcheln lassen, bis die Zwiebeln kaum noch zu sehen sind und das Fleisch weich ist. Geronnenes Eiweiß wieder abschöpfen, etwaigen Flüssigkeitsverlust (des Fonds; den eigenen sollte man mit einem frischen Weißwein auffüllen) mit Wasser ausgleichen. Ist das Fleisch weich, den Oregano und den Liebstöckel dazu geben und kurz mit ziehen lassen, nach fünf Minuten, während Sie die Gelatine eingeweicht haben, die Kräuter entfernen und abschmecken mit Meersalz und einer Messerspitze gemahlenem Kümmel. Trauen Sie sich, und würzen Sie ordentlich, die Gelatine schluckt eine Menge Salz (es muss etwas „verliebt“ schmecken). Die Masse jetzt in eine kleine Kastenform oder ähnliches füllen und erkalten lassen. Ist sie fest, dann im Kühlschrank durchkühlen. Sollten Sie es eilig haben und meinen, sie könnten die warme Flüssigkeit mal eben schnell im Kühlschrank fest werden lassen: vergessen Sie es. Komischer Weise wird die Masse fester, wenn sie bei Zimmertemperatur fest wird. Dies liegt daran, dass das schnelle Abkühlen den Prozess der „Hydrolyse“ stört. Idealer Weise erledigt man dies also einen Tag vorher, die Tomaten-Vinaigrette ist am nächsten Tag fix zubereitet.

Zutatenliste

Die wichtigsten Zutaten.

Tomaten zum Abziehen vorbereitet

„You can me crosswise!“ Kleiner Tipp zum Tomatenabziehen: Den Blütenansatz entfernen, auf der anderen Seite kreuzweise einschneiden. Die so verbereiteten Tomaten für 10 – 15 Sekunden in kochendes Wasser geben, herausnehmen und mit kaltem Wasser abschrecken. Jetzt lässt sich die Haut sehr einfach abziehen. Um Tomaten-Concassée herzustellen, einfach die geschälten Tomaten über dem Ausguss ausdrücken, dass die Kerne und das sie umgebende Fruchtwasser herausquillt. Sollten Ihnen diverse Bestandteile auf Kleidung oder Gesicht fliegen, dann müssen Sie Ihre Handstellung verbessern. Die ausgedrückten Tomaten dann in Würfel schneiden, fertig. Für unsere Vinaigrette verwenden wir sie roh, man kann sie aber auch im Ofen etwas trocknen, oder in Olivenöl andünsten.

Tomatensaft, Zwiebelwürfel, Cayennepfeffer, Zimt, schwarzen Pfeffer und den Chianti-Essig in eine Schüssel geben, mit dem Schneebesen verrühren und das Olivenöl langsam unterrühren. Leider gibt das keine so stabile Emulsion, da Zutaten mit grenzflächenaktiven Bestandteilen (wie z. B. Senf) fehlen, die die Emulsion länger aufrecht erhalten würden. So trennen sich denn auch die wässrigen Bestandteile sehr schnell wieder vom Öl. Ergo: rühren, rühren, rühren! Jetzt schnell die Tomaten-Concassée und den fein geschnittenen Basilikum (davon bin ich eigentlich kein Freund; also vom Schneiden des Basilikums. Er bekommt dann leicht schwarze Ränder an den Schnittstellen; wer es sich also antun möchte: besser per Hand ganz fein zupfen!), zugeben und mit einem Löffel alles vermischen. Mit Salz abschmecken. Fehlt Ihnen etwas Säure, können Sie mit einem Spritzer Limonensaft die Vinaigrette aufpeppen. Ist sie zu sauer, bringt ein wenig Honig die nötige Milde. Wenn Sie jetzt finden, dass Sie noch keine so Gaumen kitzelnde, fruchtig-würzige Vinaigrette probiert haben, dann haben Sie wohl alles richtig gemacht (nicht ganz unschuldig daran ist der Zimt, der gibt der Tomatenvinaigrette den richtigen Kick).

Den Preiß´n-Presssack aus der Form nehmen, in zentimeterdicke Scheiben schneiden, auf einem Teller anrichten und mit der Vinaigrette begießen.

Magerer Presssack mit Tomatenvinaigrette

So hat das Ganze ausgeschaut. Wie man sehen kann, hat sich das Öl recht rasch wieder aus der Emulsion verabschiedet. Geschmeckt hat es trotzdem. Dazu gab es ein Brötchen zum Aufnehmen der restlichen Vinaigrette. Der Presssack, der mit dem Original wenig mehr als den Namen gemein hat, ist in der Version etwas trocken, doch gerade deswegen passt die Tomaten-Vinaigrette sehr gut dazu.

Die Vinaigrette kann man noch zu vielen anderen Gerichten nutzen, sogar zu einem Wurstsalat. Aber auch zu Carpaccio. Dann aber sollte man statt der Zwiebeln oder Schalotten Knoblauch dazugeben, so ein bis zwölfei Zehen.
Auch vegetarisch geht: Salat von grünen Bohnen mit der Vinaigrette ist der Hit. Nur Obacht: keine Fleischtomaten verwenden (der Brüller, oder?).
Ersetzen Sie den Essig durch Zitronensaft, und geben das über einen griechischen Bauernsalat mit Schafskäse, Oliven und frischem Oregano.
Ich muss jetzt aufhören, ich sabbere …